Youngster Isabel Gose mit deutschem Rekord über 400m Freistil – Triple für Wellbrock und Steiger

Veröffentlicht am

Wer Sonntagnachmittag nach Abschluss der Int. Deutschen Kurzbahnmeisterschaften Schwimmen in Berlin in die Gesichter der Abreisenden blickte, sah fast überall nur Freude. Mit vielen starken Leistungen hatten die Athlet*innen des Deutschen Schwimm-Verbandes e.V. (DSV) zu Beginn der Olympiasaison vier Tage lang Optimismus geschürt. „Es macht richtig Spaß, wenn nicht nur die etablierten Kräfte überzeugen, sondern auch viele junge Kader für Konkurrenzkampf sorgen“, sagte Teamcoach Hannes Vitense.

Das war so auch im letzten Finalabschnitt zu sehen: Jessica Steiger (VFL Gladbeck 1921). Sie holte sich über 100m Lagen ihren zweiten Titel und durchbrach in 59,67 zum ersten Mal die Minuten-Marke. Silber gewann Youngster Zoe Vogelmann, die zudem erneut in 1:00,04 einen neuen Deutschen Altersklassenrekord für 16-Jährige aufstellte. Nach seinem Sieg über 200m Lagen schaffte Philip Heintz (DSV) auch über 100m Lagen den Sprung ganz nach oben auf das Podest. In 52,91 ließ der Heidelberger die Konkurrenz deutlich hinter sich.

Für die Überraschung des Abends sorgte Isabel Gose (SV Nikar Heidelberg)

Über 400m Freistil schlug die 17-Jährige nicht nur die frischgebackene 1500m-Weltrekordhalterin Sarah Köhler (SG Frankfurt), sondern unterbot dabei auch deren nationalen Rekord. Mit ihren 3:58,91 Minuten reihte sich Gose in der internationalen Spitze ein. „Ich habe mit dem Gedanken gespielt, ob ich Sarah Köhler schlagen kann. Bei 200 Metern habe ich gemerkt, dass es richtig super läuft, und dann habe ich einfach nochmal versucht alles zu geben“, erzählte die fünfmalige Jugend-Europameisterin Gose: „Aber dass es dann zum deutschen Rekord reicht, hätte ich niemals gedacht“.

Sarah Köhler, die direkt aus dem Höhentrainingslager zur DKM angereist war, erwies sich übrigens als faire Verliererin. „Ich freue mich für Isabell und ziehe den Hut“, betonte Köhler als Zweitplatzierte (4:00,46): „Ich bin der Meinung, es ist gut, wenn unsere deutschen Rekorde gebrochen werden, ob nun meiner oder nicht. Und mein gestriger Weltrekord macht den Verlust ja wett.“

Anschließend holte sich Florian Wellbrock (SC Magdeburg) über 400m Freistil in 3:40,83 Minuten den dritten Titel dieser Meisterschaften. Zweiter wurde in 3:41,20 Poul Zellmann (SG Essen), der ebenfalls unter der Normzeit für die Kurzbahn-EM in Glasgow (04. – 08. Dezember) blieb. Auf dem vierten Platz landete mit Altersklassenrekord von 3:43,17 der 17-jährige Sven Schwarz (WaSpo 98 Hannover).

„Ich bin ganz froh, dass ich jetzt auf der Kurzbahn auch nochmal ein Stückchen zulegen konnte im Vergleich zum letzten Jahr. Das liegt besonders an meinen verbesserten Wenden, damit kann ich jetzt auf die Langbahn“, erzählte Wellbrock: „Mein nächster Wettkampf ist dann auch im Dezember in Magdeburg schon auf der langen Bahn und danach geht es bis zum neuen Jahr ins Trainingslager. Es kommt viel, viel harte Arbeit auf uns zu.“

Kopf-an-Kopf Rennen über 200m Schmetterling

Über 100m Schmetterling lieferten sich Aliena Schmidtke (SC Magdeburg), Angelina Köhler (W98 Hannover) und Lisa Höpink (SG Essen) das erwartete Kopf-an-Kopf Rennen, was im Anschlag Nachwuchstalent Angelina Köhler für sich entscheiden konnte. In fantastischen 56,95 holte sie sich den Titel und stellte erneut einen Altersklassenrekord für 19-Jährige auf. Nur 3 Hundertstelsekunden dahinter schlug Schmidtke in 56,98 als Zweite an. Dritte wurde Höpink in 57,26. Damit blieben alle deutlich unter der geforderten Qualifikationszeit für Glasgow. „Ich bin auf jeden Fall happy, was die Saisonplanung betrifft. Nach dem Höhentrainingslager weiß man das ja immer nicht so genau und ich hätte nicht gedacht, dass es jetzt schon so gut passt.“

Eine Goldmedaille gab es über 100m Schmetterling der Männer für Marius Kusch (DSV). In 50,21 siegte er deutlich und schlug vor Ramon Klenz (SG Neukölln Berlin, 51,24) und Philip Heintz (DSV, 51,36) an. Auch hier blieben alle drei Schwimmer unter der Normzeit für die Kurzbahn-EM. „Das war ein super Rennen, aber gefeiert wird nicht, morgen geht die harte Arbeit direkt weiter. Mein Ziel ist es, die Norm für Olympia bereits im Januar zu brechen“, sagte Kusch.

Im Finale über 200m Brust gab es dann gleich drei Altersklassenrekorde auf einmal. Als Zweite stellte Malin Grosse (SGS Hannover) in 2:23,41 Minuten einen für 17-Jährige auf, Kellie Messel (SG Mittelfranken) brach in 2:25,39 den für 15-Jährige und landete auf dem fünften Platz vor Kim Herkle (SV Cannstatt), die in 2:25,63 den Rekord für 16-Jährige unterbot. Den Sieg holte sich mit deutlichem Vorsprung Jessica Steiger in 2:22,21. „Das macht echt Mut für mehr“, sagte die 27-jährige Steiger als erfolgreichste DKM-Teilnehmerin mit jeweils drei Gold- und Bronzemedaillen.

Die 200m Brust der Männer wurden erst im Anschlag entschieden. Im Endspurt setzte sich Maximilian Pilger (SG Essen) in 2:07,52 knapp vor Yannis Merlin Willim (SSG Leipzig) in 2:07,74 durch. Dabei verpassten beide Athleten die Normzeit für die Kurzbahn-EM (2:07,00) nur um wenige Zehntelsekunden. „Das ist mein erster Titel und das ist ein super gutes Gefühl, da verschmerzt man auch die knapp verpasste EM-Qualifizierung“, meinte Pilger.

Zum Abschluss der Veranstaltung wurde noch einmal gesprintet

Im 50m Rücken-Finale der Frauen holte sich Laura Riedemann (SV Halle/Saale) in 27,10 die Goldmedaille. Auf dem zweiten Platz landete Kim Kristin Krüger (SG Dortmund), die ihren am Vormittag aufgestellten Altersklassenrekord für 16-Jährige noch einmal auf 27,41 verbesserte. Auch Celina Kühne (Ratzeburger SV) stellt einen neuen Altersklassenrekord für 17-Jährige auf (27,71). „Zwei Titel in zwei Tagen, das freut mich riesig. Aber jetzt heißt es, weiter zu trainieren mit dem Ziel Olympia. Im Januar geht es dann richtig mit der Quali für Tokio los“, sagte Riedemann.

Den letzten Sieg des Abends holte sich über 50m Rücken dann Ole Braunschweig (SG Neukölln Berlin) in 23,45. Jan-Philip Glania (SG Frankfurt) feierte bei seiner Comeback-Meisterschaft noch einmal den Vizemeistertitel und holte sich in 23,90 Silber. „Nachdem ich hier zweimal gegen Christian Diener verloren habe, ist der Sieg jetzt echt eine Genugtuung. Der Einsatz bei der EM in Glasgow wäre mein erster internationaler Einsatz und ich freue mich total und hätte mega Bock auf die Rennen dort.“

Der Kader für die Kurzbahn-Europameisterschaften in Schottland wird vom DSV dann voraussichtlich am Montag (18. November) offiziell bekannt gegeben.

Weitere Neuigkeiten von den Deutschen Meisterschaften Schwimmen 2024